Es hat einige Jahre gedauert, aber jetzt im Frühjahr 2022 ist sie fertig: die Tourismusstrategie Thüringen 2025. Sie soll den Freistaat touristisch zukunftsfähig machen und dabei helfen, mehr Urlaubsgäste nach Thüringen zu locken. Doch die fertige Strategie dürfte auch nicht jedem in Thüringens Gastgewerbe gefallen.
Als die Initiative zur neuen Tourismusstrategie für den Freistaat Thüringen 2015 ins Leben gerufen wurde, hatte der Tourismus in Thüringen trotz rund zehn Millionen jährlicher Übernachtungen bereits mit einigen substanziellen Problemen zu kämpfen. Thüringens Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft identifizierte gleich eine ganze Reihe davon:
Diese und mehr Schwächen will die Tourismusstrategie Thüringen 2025 nun beheben, damit der Urlaub in Thüringen zukünftig attraktiver wird.
Dabei sind auch die thüringischen Unternehmen im Gastgewerbe gefragt. Sie sollen Ausstattung und Service den weiterhin wachsenden Ansprüchen von Urlauberinnen und Urlaubern laufend anpassen. Das bedeutet regelmäßige Investitionen in die Betriebe und genügend qualifiziertes Personal. In Zeiten steigender Kosten in nahezu allen Bereichen sowie einem größeren Personalmangel stellt das keine leichte Aufgabe dar. Dazu kommen weitere Aufgaben, um das bereits Erreichte zu schützen oder abzusichern – zum Beispiel mit einer Elementarversicherung gegen immer häufiger auftretende Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels. Thüringens Innenminister Georg Maier warnte hier erst 2021 vor den Risiken wahrscheinlich zunehmender Starkregen-Ereignisse, die dem Tourismus, aber vor allem einzelnen touristischen Betrieben schwer schaden können.
Die neue Zukunftsstrategie soll der gesamten thüringischen Tourismusbranche zugutekommen. Dennoch rückt sie einige Orte und Regionen besonders in den Fokus, um Thüringen als Reiseziel ein einzigartiges Profil zu geben:
• Erfurt
• den Rennsteig
• die Wartburg und
• Weimar
Alle vier sollen mit bestimmten Reisemotiven verknüpft werden – Erfurt mit dem Reisemotiv „Neugierde“, der Rennsteig wird zum „Sehnsuchtsort“, die Wartburg soll „Faszination“ schaffen und Weimar „Kennerschaft“ ausdrücken. Mit dieser Fokussierung in der Strategie dürften alle Unternehmer abseits und außerhalb dieser Orte wahrscheinlich wenig zufrieden sein, weil sie Interesse und Gäste offensichtlich eher an ihnen vorbeilenkt. Der Gedanke, dass die sogenannten Leitprodukte die Attraktivität des gesamten Freistaats anheben, ist nachvollziehbar. Ob es jedoch zu dieser Wirkung tatsächlich kommt, muss die Zukunft erst noch zeigen.
Digitalisierung bildet außerdem eines der zentralen Themen der Tourismusstrategie für Thüringen. Mit ihrer Hilfe soll Thüringen als Reiseziel zukünftig auf allen digitalen Kanälen und besonders in den Sozialen Medien besser und reichweitenstärker vermarktet werden. So sollen vor allem jüngere Zielgruppen auf Thüringen aufmerksam gemacht werden, um Thüringen längerfristig hohe Besucherzahlen zu sichern. Gleichzeitig erhofft sich das Strategiepapier, durch Digitalisierung funktionale und organisatorische Defizite in der Tourismusvermarktung beseitigen zu können. Zuletzt fordert die Strategie auch von jedem Unternehmen in der Branche mehr Digitalisierung, um die individuelle Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. So kommt noch eine weitere größere Aufgabe auf die Branche zu. Aber sie soll auch staatliche Unterstützung bekommen – jedoch vermehrt nur für Unternehmen, die nach Einschätzung der Verantwortlichen ein gewisses Potenzial besitzen. Alle Unternehmerinnen und Unternehmen im Gastgewerbe Thüringens sollten sich dazu jetzt entsprechend aufstellen, um zukünftig in den Genuss dieser Unterstützung zu kommen.