Predigerkirche Erfurt
Die Predigerkirche in
Erfurt gehört zu den schönsten und bedeutendsten Bauten der Bettelordensarchitektur im deutschen Sprachraum. Trotz einer fast zweihundertjährigen Bauzeit wurde die Kirche in einem einheitlichen Stil, als dreischiffige kreuzrippengewölbte Basilika, errichtet. Weite und Tiefe des Raumes sind durch Pfeiler und Gewölbe klar gegliedert. Der überraschende Lichteinfall zwischen den Deckengewölben zieht den Blick in die Höhe. Die Schlusssteine weisen auf Wappen von Erfurter Patrizierfamilien (Rosenzweig, Longus u. a.) und auf zahlreiche Zünfte, die sich mit ihren reichen Soenden am Bau des Langhauses beteiligten.
Zur Baugeschichte
Die heutige Predigerkirche entstand etwa ab 1270. Um 1279 muss der Hohe Chor vollendet gewesen sein. Die Fertigstellung des Gesamtbaues vollzog sich in mehreren Bauabschnitten. Nach 1400 wurde vor den Chorschranken der Lettner eingebaut, um den Bereich der Klosterbrüder stärker von den öffentlichen "Prediktkirche" zu trennen. Zuletzt folgten die Einwölbung des Langhauses und nach 1447 der Bau des Tunnels. Etwa gleichzeitig zum Bau der Kirche wurde auch das Kloster errichtet, doch schweigen dazu die Quellen.
Im Predigerkloster und in der Kirche wirkte der bedeutendste und geistvollste Mystiker des Mittelalters, der aus Thüringen stammende Meister Eckhart. Um 1275, noch im Knabenalter, trat er als Novize in das Kloster ein. Nach Studien- und Lehraufenthalten in Paris wirkte Meister Eckhart von diesem Kloster aus als Prior und Provinzial für die Ordensprovinz Sachsen.
1525 wurde die Predigerkirche evangelisch. Das Kloster jedoch blieb noch bis 1588 im Besitz des Dominikanerordens. In den Jahren 1559 bis 1802 diente die Kirche als Ratskirche. Hier wurden nach der jährlichen Ratswahl ein feierlicher Gottesdienst abgehalten.
Die letzte große Kirchenrestaurierung wurde in den Jahren 1960 bis 1964 vorgenommen. Dabei erhielt das Innere der Kirche durch eine Neuordnung der Ausstattung und die Farbgebung wieder eine künstlerische Einheit.
Zur Ausstattung
Die Kirche bietet eine Fülle an Werken der Malerei und Plastik, an Grabmalen und kunsthandwerklichen Geräten aus den verschiedenen Stilepochen, überwiegend vom 14. bis 18. Jahrhundert. Auf einige wenige kann sich ein kurzer Rundgang nun beschränken.
Die Verkündigungsgruppe am Mittelportal des Lettners gehört zu den bedeutenden mitteldeutschen Plastiken (um 1375). Tritt man durch das Mittelportal, so fällt der Blick auf die Chorschranken mit zwei weiteren Kunstwerken. Links befindet sich der "Kalvarienberg", ein wichtiges Werk der Erfurter Tafelmalerei (um 1350). Rechts steht die so genannte "Schmedestedtsche Madonna" (spätestens 1352).
Im Hohen Chor stammt das Gestühl noch aus der Ursprungszeit (um 1320). Der auffallend schöne Messingkronleuchter enthält eine Reiterstatuette mit König Gustav Adolf von Schweden. Während seines Erfurter Aufenthaltes nutzte er für sich und seine Beamten die Predigerkirche als Pfarrkirche und logierte bei Eduard Bode im "Haus zur Hohen Lilie" auf dem Domplatz. Zum Gedächtnis an diesen Gast stiftete Bode zehn Jahre später, im Jahre 1647, den Leuchter.