Oberschloss Kranichfeld

Oberschloss Kranichfeld

Auf einem steilen Kalksteinfelsen erhebt sich über der alten Korbmacherstadt Kranichfeld, südwestlich von Weimar, das Oberschloss Kranichfeld.

Im 12. Jahrhundert wurde das sogenannte Oberschloss als Burganlage der Herren von Kranichfeld, deren Kranich-Wappen am Südwesterker zu sehen ist, errichtet. Unter Herrschaft der Vögte Reuß von Plauen erfolgte nach 1530 der Ausbau zum Schloss. Im 17. Jahrhundert nutzte das Haus Schwarzburg-Rudolstadt das Oberschloss.

So hatte beispielsweise Fürstin Anna Sophia von Anhalt, Witwe des Grafen Karl Günther von Schwarzburg-Rudolstadt, ihr Leibgedinge auf dem Oberschloss. Die gebildete Fürstin setzte sich mit der Gründung einer "Tugendlichen Gesellschaft" für Kultur & Gesellschaft ein.
Infolge von Erbverträgen ging das Oberschloss 1615 an Sachsen-Weimar, 1663 an das Herzogtum Sachsen-Gotha und 1826 schließlich an Sachsen-Meiningen. Nach 1898 gehörte das Schloss häufig wechselnden Privatbesitzern.

Durch einen Brand wurden das Bauwerk und seine Inneneinrichtung 1934 größtenteils zerstört. Zur Zeit des NS-Regimes erwarb die von Heinrich Himmler gegründete "Gesellschaft zur Förderung und Pflege deutscher Kulturdenkmale e.V." die Ruine und plante, daraus eine SS-Führerschule zu machen. Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald wurden hierfür als Zwangsarbeiter eingesetzt.


Seit 1994 gehört das Oberschloss zum Bestand der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Das Oberschloss beherbergt eine Ausstellung zu den Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen, zum Burggebäude und zur Geschichte der Herren über das Oberschloss Kranichfeld.
Über die Vorburg mit ehemaligen Wirtschaftsgebäuden gelangt man zur Hauptburg. Ab dem 14. Jahrhundert wurde die Hauptburg erweitert. Die Wohn- und Geschäftsgebäude der neu entstandenen Vorburg wurden durch eine Ringmauer und einen weiteren Burggraben geschützt.

Die Hauptburg ist zweigeteilt. Der vordere Teil mit Torbau und Wohnbau, in dem sich der sogenannte Palas und die ehemalige Kapelle befinden, reicht bis zum Dicken Turm. Der hintere Bereich ist seit dem Brand von 1934 Ruine.
Über einen Torbau des frühen 20. Jahrhunderts vom Architekten Bodo Ebhardt (1865-1945) erreicht man den Schlosshof. Die frühesten Teile des ehemaligen Wohnbaus im vorderen Schlossbereich stammen aus dem 12. Jahrhundert. In diese Zeit gehören auch die Reste der romanischen Kapelle. Vier Säulen aus der Kapelle waren auf die Wartburg verbracht worden, sind aber nun restauriert und wieder an ihrem angestammten Ort.

Im 16. Jahrhundert kam es zu Umbauten. Aus dieser Phase stammen die rundbogigen Staffelgiebel an der Südseite sowie die regelmäßige Durchfensterung. Die zahlreichen dicht nebeneinander gesetzten Zwerchhäuser gaben der Südfassade ein geschlossenes Aussehen. Im erhalten gebliebenen Fassadenbereich wird dies noch deutlich. Der Erker an der Südwestecke des Baus ruht auf einem Tragstein mit einer Figur, dem sogenannten Leckarsch, der dem Betrachter sein entblößtes Hinterteil entgegen streckt und sich ebendort leckt. Eine Umschrift kommentiert den Vorgang mit "Leck mich im Mars".

Im Ruinenteil an der östlichen Seite ist ein Standerker aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Früher konnte man in diesem Bereich von drei Seiten aus ins Tal blicken.

Der massive Dicke Turm aus dem 12. Jahrhundert war Wehr- und Wohnturm zugleich. Er beeindruckt durch seinen Durchmesser von 13,55 Metern bei einer Höhe von 27 Metern. Die bis zu 3,60 Meter starken Turmmauern wurden in Zweischalenbauweise errichtet. Die äußere Schicht besteht aus großen, leicht gewölbten Werksteinen, die innere aus etwas kleineren Werksteinquadern. Dazwischen befindet sich Füllmaterial aus Kalkbruchsteinen.

Das obere Turmgeschoss mit halbkreisförmigen Blendgiebeln wurde im 16. Jahrhundert ergänzt. Vermutlich hatte der Turm zu seiner Erbauungszeit einen Kegelhelm, der im 17. Jahrhundert durch eine später zerstörte Turmhaube ersetzt wurde. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen erhielt der Dicke Turm 2010 eine begehbare Aussichtsebene, die einen weiten Blick über das idyllische Ilmtal ermöglicht.

© Text: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten,
Fotos: Henry Czauderna (Thüringen.info)

Kontakt

Oberschloss Kranichfeld

Schlossberg 28
99448 Kranichfeld

036450 39699
Kontakt / Reservierung »»»

Öffnungszeiten

März, April, November
Dienstag - Sonntag:
10.00 Uhr - 16.00 Uhr

Mai - Oktober
Dienstag - Freitag:
10.00 Uhr - 17.00 Uhr

Samstag/Sonntag:
10.00 Uhr - 18.00 Uhr

Preise

Normalpreis:
2,50 EUR
ermäßigt:
2,00 EUR
Gruppenpreis:
2,00 EUR / Schülergruppen: 1,00 EUR

Bilder

Oberschloss Kranichfeld
Wohnbau mit Palas und Kapelle
Östlicher Ruinenteil
Trausaal im Oberschloss
Östlicher Ruinenteil
Leckarsch - Figur am Südwesterker
Aussicht vom Dicken Turm auf Kranichfeld

Lage



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