St.-Leo-Kirche zu Bibra
Die
Grundsteinlegung für die Kirche fand am 16. Juli 1492 statt. Bei
diesem Ereignis waren mehrere Vertreter der Familie von Bibra anwesend.
Eine Steintafel an der südlichen Außenwand des Chorraumes ist das
einzige erhaltene schriftliche Zeugnis über die Entstehungsgeschichte der
Kirche - alle anderen Akten und Urkunden wurden in der Burg Bibra
archiviert und sind in den diversen Kriegen des 16./17. Jahrhunderts verbrannt.
Ein wesentlicher Stifter für die neue Kirche war Dr. Kilian von
Bibra, Domprobst in Würzburg. Nach seinem Tod im Jahr 1494 wurde sein
Werk durch Lorenz von Bibra weitergeführt. Schon 1495 wurde dieser
Lorenz zum Bischof von Würzburg gewählt. Er hatte dieses Amt bis zu
seinem Tod im Jahr 1519 inne. Während seiner Amtszeit hatte er natürlich
mit der Ausstattung von Kirchen zu tun. Es liegt nahe, dass er für die neue
Kirche im Stammort seines Geschlechtes einen bekannten Künstler
beauftragte.
Seine Wahl fiel auf
Tilman Riemenschneider, den berühmten
Bildschnitzer. Von ihm ließ Lorenz später sogar sein Grabmal anfertigen!
Die Kirche ist im spätgotischen Stil erbaut. Der Chorraum wurde
architektonisch sehr reich und schön ausgestattet. Einen Kontrast dazu
stellt das Langhaus mit seiner Flachdecke dar, die aber ursprünglich ist
(Stuckarbeit aus dem Barock). Die Frage, warum das Schiff nicht
überwölbt wurde, ist heute nicht mehr zu beantworten.
Die
Emporen und das Gestühl stammen ebenfalls aus der Barockzeit, wobei sich die Emporen ehemals über die gesamte Nordseite bis an die Turmwand erstreckten. Die Seitenempore wurde 1957 entfernt, um das
Wandbild des "Christophorus" freizulegen. Die
Glasfenster stammen aus dem Jahr 1892, nur die Wappen im mittleren Chorfenster sind noch ursprünglich - sie tragen die Jahreszahl 1503. Der
Fußboden in Chor und Schiff wurde 1892 gefliest. Vorher war er mit rotem Backstein ausgelegt.
Früher wurde vermutet, dass die Kirche mit zwei Türmen ausgestattet
werden sollte. Der schwache Mauerquerschnitt auf der Südseite spricht
allerdings dagegen. Der Raum über der Sakristei wird heute als Archiv
genutzt. Aus einem alten Kupferstich und den noch vorhandenen
Kirchenakten geht hervor, dass der Turm zunächst ein Satteldach trug, die
barocke Haube wurde erst 1731 aufgesetzt.