Thüringen ist mehr als Klöße und deutsche Geschichte. Wer einen Blick auf die Entwicklung der Mode vom 18. Jahrhundert bis zur DDR-Zeit wirft, erkennt, dass es viele Stationen in Thüringen gibt, die wegweisend waren. Von der Weimarer Klassik mit Goethe und Schiller über internationale Einflüsse bis zur DDR, wo Mode plötzlich politisch wurde, kann die Geschichte der Mode bis heute in Thüringen erlebt werden.
Die Mode der Weimarer Klassik war ein Spiegel der kulturellen, politischen und philosophischen Strömungen ihrer Zeit. Geprägt durch die Ideale der Französischen Revolution und des Klassizismus, symbolisierte sie die Abkehr von der opulenten Mode des Rokoko und den Übergang zu einer schlichten, aber eleganten Ästhetik. Diese Epoche, die etwa von 1786 bis 1832 andauerte, wurde stark von den Werken und Ideen der großen Dichter und Denker Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller beeinflusst, deren Vorstellungen von Vernunft, Harmonie und Schönheit auch in der Kleidung Ausdruck fanden.
Der Einfluss der Französischen Revolution auf die Mode dieser Zeit darf nicht unterschätzt werden. Mit dem Ende des Ancien Régime und dem Aufstieg republikanischer Ideale wurde auch die Mode politisiert. Die aufwändigen, aristokratischen Kleidungsstile des 18. Jahrhunderts, die mit ihrem Überfluss und Prunk den Wohlstand des Adels symbolisierten, wurden abgelehnt. Stattdessen setzte sich ein zurückhaltender, klassizistischer Stil durch, der an die schlichte Eleganz der griechischen und römischen Antike erinnerte. Kleidung wurde nun auch als Ausdruck von Vernunft und Moral betrachtet, passend zu den Idealen der Aufklärung und der humanistischen Ideen der Weimarer Klassik.
Die Mode der Weimarer Klassik brach bewusst mit den opulenten und dekorativen Trends des 18. Jahrhunderts. Die Damenmode dieser Zeit zeichnete sich durch eine klare, einfache Silhouette aus. Die hohe Taille, die direkt unterhalb der Brust ansetzte, und die fließenden Röcke, die ohne die zuvor üblichen starren Korsetts auskamen, verliehen den Kleidern eine anmutige Leichtigkeit. Diese sogenannten „Empire-Kleider“ waren in ihrer Form schlicht, doch die Materialwahl und die Details verliehen ihnen Eleganz. Leichte Stoffe wie Musselin, Seide und Baumwolle dominierten die Garderobe der Frauen und ersetzten die schweren, oft steifen Stoffe, die in früheren Jahrzehnten üblich waren. Farben blieben dezent – Pastelltöne, Weiß und sanfte Erdtöne waren bevorzugt.
Die Herrenmode der Weimarer Klassik folgte denselben Prinzipien wie die Damenmode: Schlichtheit, Eleganz und Zweckmäßigkeit standen im Vordergrund. Die Kleidung war weniger aufwendig als in früheren Jahrzehnten, doch sie sollte weiterhin den Status und die Bildung ihres Trägers reflektieren. Lange Mäntel, oft aus Wolle oder Samt, dominierten die Garderobe der Herren. Die Kniebundhosen, die noch aus dem 18. Jahrhundert stammten, wurden zunehmend durch lange Hosen ersetzt.
Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller waren nicht nur die herausragenden Köpfe der Weimarer Klassik in Literatur und Kunst, sondern auch stilistische Vorbilder. Ihr Einfluss auf die Mode war subtil, aber dennoch bedeutsam.
Goethe, der für seinen Sinn für Ästhetik und Schönheit bekannt war, bevorzugte eine schlichte, aber edle Garderobe. Sein Stil verkörperte die Ideale des Klassizismus: klassisch, elegant und zurückhaltend. Seine Kleidung war nie übertrieben oder aufdringlich, sondern drückte immer eine gewisse Zurückhaltung aus, die seinen hohen ästhetischen Ansprüchen entsprach.
Schiller hingegen stammte aus bescheideneren Verhältnissen, was sich auch in seiner Kleidung widerspiegelte. Sein Stil war einfacher und praktischer, doch auch er setzte auf die schlichte Eleganz. Schiller war weniger der Ästhet, dafür aber ein Verfechter der Vernunft und Rationalität. Er bevorzugte eher pragmatische Kleidung, die sich durch Schlichtheit und Funktionalität auszeichnete.
Heute lassen sich in Thüringen zahlreiche Orte entdecken, an denen die Spuren von Goethe und Schiller nachverfolgt werden können. In Weimar, dem Zentrum der Weimarer Klassik, befinden sich das Goethe-Nationalmuseum und Schillers Wohnhaus. Beide Museen bieten tiefe Einblicke in das Leben und Wirken der beiden Dichter. Die ausgestellten Alltagsgegenstände und Kleidungsstücke vermitteln ein eindrucksvolles Bild davon, wie Goethe und Schiller die Mode ihrer Zeit beeinflussten und welche Rolle Kleidung im Leben der beiden Persönlichkeiten spielte.
Nach den turbulenten Jahren der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen trat Europa in eine Phase der politischen Restauration ein. Diese Zeit war von einer konservativen Grundstimmung geprägt, die sich auch in der Mode widerspiegelte. Gleichzeitig markierten diese Jahre den Beginn der Industrialisierung, die insbesondere in Thüringen die Textilproduktion auf ein neues Niveau hob. Der Übergang vom handwerklichen zur industriellen Produktion machte Mode für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich und demokratisierte sie.
Die Biedermeierzeit war stark von einem politischen und gesellschaftlichen Rückzug geprägt. Während in der Mode des 18. Jahrhunderts Prunk und Extravaganz dominierten, zeigte sich die Kleidung des Biedermeiers von einer deutlich konservativeren Seite.
Die Damenmode des Biedermeiers war von einer Betonung der Weiblichkeit und eines häuslichen Ideals geprägt. Enge Korsetts, die die Taille stark einschnürten, kehrten zurück und betonten die kurvenreiche Silhouette der Frauen. Diese enge Taille stand im starken Kontrast zu den voluminösen Röcken, die durch zahlreiche Unterröcke und steife Krinolinen auf eine beträchtliche Weite gebracht wurden. Je breiter der Rock, desto modischer galt er. Besonders charakteristisch für die Mode dieser Zeit waren Kleider mit hochgeschlossenen Ausschnitten und langen Ärmeln. Diese verdeckten weitgehend den Körper und unterstrichen die sittliche Zurückhaltung, die von Frauen in dieser Zeit erwartet wurde.
Die Herrenmode des Biedermeiers unterschied sich stark von der Frauenmode, da sie weniger auf Verzierungen und mehr auf Funktionalität und Seriosität setzte. Lange Hosen setzten sich durch und wurden oft mit einem Frack kombiniert, der zu einem Markenzeichen der gehobenen Herrenmode dieser Epoche wurde.
Wichtiges Accessoire der Herren war die Fliege, die als Zeichen eines gebildeten und stilbewussten Mannes galt. Damals wie heute ist es wichtig, sie richtig zu binden, damit sie gut sitzt. Und keine Sorge, ein wenig Asymmetrie ist kein Zeichen für eine schlecht gebundene Fliege, sondern zeigt nur, dass sie selbst gebunden wurde und es sich nicht um eine fertige Ansteckfliege handelt.
Wichtiges Accessoire der Herren war die Fliege, die als Zeichen eines gebildeten und stilbewussten Mannes galt. Damals wie heute ist es wichtig, sie richtig zu binden, damit sie gut sitzt. Und keine Sorge, ein wenig Asymmetrie ist kein Zeichen für eine schlecht gebundene Fliege, sondern zeigt nur, dass sie selbst gebunden wurde und es sich nicht um eine fertige Ansteckfliege handelt.
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung insbesondere nach der Reichsgründung 1871 änderte sich auch die Mode. Die Gründerzeit war von Optimismus, wirtschaftlichem Wachstum und einem neuen Selbstbewusstsein des Bürgertums geprägt, was sich deutlich in der Kleidung niederschlug.
In der Damenmode tauchten erneut Elemente der Barock- und Rokoko-Mode auf. Die Krinoline verlieh den Kleidern noch mehr Volumen, und der sogenannte „Tournürenrock“ wurde beliebt. Dieser Rocktypus wies eine übertriebene Rückseite auf, die durch Polsterungen betont wurde. Hochgeschlossene Ausschnitte und lange Ärmel waren weiterhin präsent, doch in der Abendmode durften die Ausschnitte wieder etwas tiefer und die Ärmel kürzer sein. Farben wurden kräftiger, mit satten Tönen wie Rubinrot, Smaragdgrün und Kobaltblau.
Auch die Herrenmode wurde während der Gründerzeit opulenter, blieb jedoch im Vergleich zur Damenmode nach wie vor relativ schlicht. Lange Hosen und Fräcke blieben im Trend, doch diese waren nun oft mit feineren Stoffen und Details versehen. Westen, die unter den Fräcken getragen wurden, waren häufig aus edlen Materialien wie Samt oder Seide gefertigt und mit Mustern oder Stickereien versehen. Die Krawatte oder Fliege blieb ein fester Bestandteil der Herrenmode, doch auch Hüte und Spazierstöcke wurden immer beliebter. Der Zylinderhut avancierte zum Statussymbol und durfte bei formellen Anlässen nicht fehlen.
Parallel zur Entwicklung der Mode veränderte die Industrialisierung die Produktionsstrukturen in Deutschland grundlegend. Gera entwickelte sich während des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Zentren für Tuchproduktion in Deutschland. Die Stadt, die bereits im Mittelalter eine wichtige Rolle in der Textilherstellung gespielt hatte, profitierte von der Industrialisierung und dem Bau neuer Eisenbahnlinien, die den Transport von Rohstoffen und fertigen Textilien erleichterten. Die Tuchfabriken in Gera produzierten hochwertige Wollstoffe, die nicht nur in Deutschland, sondern auch international gefragt waren.
Während Gera vor allem für seine Tuchproduktion bekannt war, entwickelte sich Apolda zu einem Zentrum der Strickwarenherstellung. Die Apoldaer Textilindustrie produzierte Strickwaren wie Socken, Strümpfe und Unterwäsche, die in ganz Deutschland und darüber hinaus vertrieben wurden. Auch hier spielte die Industrialisierung eine zentrale Rolle. Neue Maschinen ermöglichten eine schnellere und effizientere Produktion, wodurch die Preise sanken und die Produkte für eine größere Anzahl von Menschen erschwinglich wurden. Apolda war für die hohe Qualität seiner Strickwaren bekannt, und die Stadt erlangte internationale Bekanntheit als „Strickwarenstadt“.
Die Goldenen Zwanziger Jahre stehen in der Modegeschichte als Synonym für einen tiefgreifenden Wandel, der sich nach dem Ersten Weltkrieg in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens vollzog. Deutschland, und insbesondere die kulturellen Zentren wie Berlin und Weimar, erlebten eine Phase des Aufbruchs, in der sich neue soziale und künstlerische Bewegungen formierten.
Besonders die Damenmode veränderte sich grundlegend. Nach dem Ersten Weltkrieg wollten Frauen nicht länger durch einschnürende Korsetts und lange, schwerfällige Kleider eingeschränkt werden. Stattdessen begann ein Prozess der Emanzipation, der sich auch in der Mode deutlich zeigte. Der „Garçonne-Look“, der in dieser Zeit aufkam, symbolisierte diese Bewegung. Der Begriff „Garçonne“ leitet sich vom französischen Wort für „Junge“ ab und steht für eine androgyne Ästhetik, die in der Mode der Zeit vorherrschte.
Die traditionellen weiblichen Attribute wurden bewusst minimiert: Kurze, glatte Haare – der berühmte „Bubikopf“ – ersetzten die zuvor üblichen langen Locken, und die Körperformen wurden durch gerade geschnittene, lose Kleider verschleiert. Diese Kleider hatten oft eine niedrige Taille, die auf Hüfthöhe saß, und fielen in lockeren, geraden Linien, was die feminine Silhouette absichtlich verdeckte. Die Kleiderlänge verkürzte sich deutlich: Zum ersten Mal zeigten Frauen ihre Beine in der Öffentlichkeit, was als revolutionär empfunden wurde.
Die Herrenmode der Goldenen Zwanziger blieb im Kern eleganter und formeller als die der Frauen, entwickelte sich jedoch ebenfalls weiter. Anzüge, Hemden und Krawatten blieben Standard, doch auch hier setzten sich modernere, weniger steife Schnitte durch. Zweireihige Anzüge und schmalere Hosenbeine waren nun gefragt, ebenso wie Stoffe mit dezenten Mustern, etwa Nadelstreifen. Auch Westen gehörten häufig zum Outfit eines gut gekleideten Mannes. Accessoires wie Hüte – insbesondere der Fedora – spielten eine wichtige Rolle und galten als Ausdruck von Stilbewusstsein und sozialem Status.
Ein besonders wichtiger Faktor, der die Mode der 1920er Jahre in Thüringen prägte, war das Bauhaus, das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde. Obwohl das Bauhaus primär eine Schule für Architektur, Design und Kunst war, hatten die radikalen Ideen der Bauhaus-Meister auch einen weitreichenden Einfluss auf die Mode.
Diese Ideen fanden auch in der Mode Anwendung, besonders durch die Prinzipien von Funktionalität, Minimalismus und Abstraktion. Klare Linien, schlichte Schnitte und hochwertige Materialien standen im Vordergrund. Kleidung sollte nicht nur schön sein, sondern auch praktisch und funktional. Dies war besonders revolutionär in einer Zeit, in der viele Modehäuser immer noch auf opulente und luxuriöse Designs setzten.
Die Schülerinnen und Schüler des Bauhauses, darunter auch zahlreiche Frauen wie die Textilkünstlerin Anni Albers, entwickelten einfache, funktionale Kleidung, die dem Zeitgeist der neuen Frau entsprach. Die Kleidung war oft aus geometrischen Mustern gefertigt, die an die abstrakten Kunstwerke der Bauhaus-Schule erinnerten. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, dass die Schnitte Bewegungsfreiheit ermöglichten und die Kleidung bequem war. Diese Mode stand im klaren Kontrast zur traditionellen Damenmode, die Frauen durch enge Korsetts und starre Silhouetten in ihrer Bewegung einschränkte.
In der DDR war Mode ein Mittel zur Durchsetzung der sozialistischen Ideale. Die Kleidung sollte die Gleichheit und Solidarität der Gesellschaft widerspiegeln und für die breite Bevölkerung zugänglich sein. Der Anspruch war, dass Mode funktional und bezahlbar sein sollte, um jedem Bürger eine angemessene Kleidung zu ermöglichen. Extravaganz und Luxus, die in kapitalistischen Ländern oft als Statussymbole galten, hatten in der DDR keine offizielle Rolle.
Diese Grundsätze resultierten oft in schlichten und wenig auffälligen Kleidungsstücken, die in Massenproduktion hergestellt wurden. Der Fokus lag auf Alltagstauglichkeit: Robuste Materialien und einfache Schnitte dominierten das Bild, wobei auf teure oder luxuriöse Stoffe weitgehend verzichtet wurde. Besonders beliebt waren sogenannte Kittelschürzen.
Der Modemarkt war stark reguliert, und private Modehäuser existierten in der DDR nicht, was die Auswahl stark einschränkte. Obwohl die Mode durch die politische Ideologie und die wirtschaftlichen Beschränkungen der Planwirtschaft geprägt war, entwickelten sich in den 1970er und 1980er Jahren zunehmend kreative Strömungen, die modische Individualität betonten. Die jungen Generationen begannen, ihren eigenen Stil zu entwickeln und sich an westlichen Modetrends zu orientieren, obwohl diese offiziell oft verpönt waren.
Besonders beliebt wurden in dieser Zeit Jeans, bunte Muster, Schlaghosen und auffällige Hemden – Kleidungsstücke, die stark vom westlichen Lebensstil inspiriert waren. Jeans, die in der DDR nur schwer erhältlich waren, galten als Statussymbol und Zeichen der Rebellion. Die Herstellung von Jeans war in der DDR staatlich nicht vorgesehen, weshalb Jeans in der Regel nur über den „Intershop“, der Westwaren zu hohen Preisen verkaufte, oder über Verwandte aus dem Westen beschafft werden konnten. In vielen Fällen wurden Jeans auch selbst hergestellt oder umgearbeitet, was zu einer Art DIY-Modetrend führte.
Thüringen spielte eine zentrale Rolle in der Textilproduktion der DDR. Städte wie Erfurt und Gera beherbergten bedeutende Textilbetriebe, die die Versorgung der Bevölkerung mit Kleidung sicherstellten. Erfurt war beispielsweise bekannt für die Produktion von Schuhen und Textilien, während Gera sich als ein Zentrum der Textilindustrie etablierte. Die Textilfabriken in diesen Städten produzierten eine breite Palette an Kleidung, von Alltagsbekleidung bis hin zu hochwertigeren Kollektionen der „Exquisit“-Linie.
Ein besonders wichtiges Ereignis für die Modebranche in der DDR war die Leipziger Messe. Diese Messe, die seit dem Mittelalter in Leipzig stattfand, wurde zum wichtigsten Schaufenster für die DDR-Wirtschaft. Hier präsentierten die thüringischen Modeproduzenten regelmäßig ihre Kollektionen, und Modehäuser aus Erfurt und Gera stellten ihre neuesten Entwürfe vor. Die Messe diente nicht nur dazu, die in der DDR produzierte Mode zu präsentieren, sondern auch um internationale Geschäftsbeziehungen zu pflegen und den internationalen Markt zu beobachten.
Die Modewelt erlebt in regelmäßigen Zyklen eine Rückbesinnung auf vergangene Stile, die heute unter den Begriffen „Vintage“ und „Retro“ subsumiert werden. Insbesondere die Mode vergangener Jahrzehnte, von den 1920er Jahren bis zur DDR-Zeit, hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance erfahren. Kleidung, die einst alltäglich war, wird heute in einem neuen Licht gesehen und trägt einen nostalgischen Charme. Diese Rückkehr zu älteren Modestilen ist ein Ausdruck des Wunsches nach Individualität und Authentizität und sorgt für einen bewussten Umgang mit Nachhaltigkeit und Geschichte.
Besonders auffällig ist die Wiederentdeckung der Mode aus der DDR-Zeit. Was früher als funktional und schlicht galt, wird heute als „authentisch“ und „eigenständig“ wertgeschätzt. Kleidungsstücke wie Schlaghosen, Jeansjacken, Kittelkleider und einfache Strickwaren aus dieser Zeit haben eine neue Bedeutung im Kontext der Vintage-Mode erlangt. Was einst alltäglich und durch die Planwirtschaft der DDR stark reglementiert war, wird heute als Ausdruck von Individualität und Kreativität getragen.
Der Erfolg der Vintage-Mode aus der DDR-Zeit liegt auch darin, dass diese Kleidungsstücke oft aus langlebigen Materialien gefertigt wurden, die den Test der Zeit bestanden haben. Second-Hand-Läden und Flohmärkte bieten eine große Auswahl an solchen Originalstücken, die heute von einer neuen Generation getragen werden, die Wert auf nachhaltige Mode und das Tragen von Unikaten legt. Der „Used Look“, der bei Vintage-Kleidungsstücken besonders geschätzt wird, verleiht der Kleidung eine Geschichte und unterscheidet sie von der Massenproduktion der heutigen Modeindustrie.
Die Wiederentdeckung von Vintage-Kleidung ist auch eine Reaktion auf die Schnelllebigkeit der heutigen Modeindustrie. Fast Fashion, die auf Massenproduktion und schnellen Konsum setzt, wird zunehmend hinterfragt. Stattdessen wenden sich immer mehr Menschen der Idee des „Slow Fashion“ zu, bei der Langlebigkeit, Qualität und bewusster Konsum im Vordergrund stehen. Vintage-Kleidung passt perfekt in dieses Konzept, da sie bereits Teil der Geschichte ist und durch ihre Wiederverwendung zur Nachhaltigkeit beiträgt. Jedes Vintage-Kleidungsstück erzählt seine eigene Geschichte und vermittelt ein Gefühl von Authentizität und Individualität, das in der heutigen Mode oft verloren geht.
Fotos: Adobe Stock, Adobe Photoshop (KI generiert), Henry Czauderna