Ohrdruf

Ohrdruf in Thüringen

Marktplatz und Rathaus von Ohrdruf Die Stadt Ohrdruf liegt südlich von Gotha am Nordrand des Thüringer Waldes, wo die Bundesstraßen 247 und 88 aufeinandertreffen. Durchzogen vom namensgebenden Fluss Ohra, kann der Ort auf eine über 1300-jährige Geschichte zurückblicken. 724 wird Ohrdruf erstmalig erwähnt, als der christliche Missionar Bonifatius links des Flusses die erste christliche Kapelle auf Thüringer Boden und ein Kloster gründete.

Schloss EhrensteinIm Jahre 777 weihte Lullus, der spätere Erzbischof von Mainz, die Petrikirche auf der rechten Seite der Ohra. Mit dem Ausbau dieser Kirche zu einem Augustiner-Chorherrenstift im Jahre 980 wurde Ohrdruf zu Hauptsitz der geistlichen Gerichtsbarkeit im gesamten südwestlichen Thüringen. Im Jahre 961 weilte Kaiser Otto I. auf seiner Reise nach Italien für einige Tage in Ohrdruf. Eine Urkunde belegt, dass Ohrdruf im Jahre 1348 bereits das Stadtrecht erlangt hatte.

OhrdrufAb dem Jahr 1550 begann Graf Georg II. von Gleichen, Besitzer der Burg Gleichen, das Residenzschloss "Ehrenstein" auf den Ruinen des Chorherrenstiftes zu errichten. Seit dem Juni 2022 ist das Schloss mit dem Museum wieder begehbar und ist ein unverzichtbarer Teil eines Ohrdruf-Besuchs. Die Grafen von Gleichen-Tonna waren seit 1342 die Herren über die Obergrafschaft Gleichen, zu dem auch der Bach-Stammort Wechmar gehörte, und Ohrdruf als dessen Zentrum. Eine große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt spielte die Ohra. An ihr siedelten sich bis zu 40 Mühlen und Hammerwerke an. Am bekanntesten und immer noch existent ist der zuerst 1485 erwähnte Tobiashammer.

Kriegsgräbergedenkstätte bei Ohrdruf1574 wurde mit dem Bau der Stadtbefestigung, bestehend aus Stadtmauer bzw. Wall und Graben und fünf Stadttoren, begonnen, die teilweise heute noch zu sehen ist. Große Stadtbrände formten das Stadtbild immer wieder neu. Die größten Brände fanden in den Jahren 1510, 1753, und 1808 statt und vernichteten wertvolle Bauwerke wie das alte Rathaus, die Michaeliskirche und wertvolle historische Akten.


OhrdrufOhrdruf kann neben dem fünfjährigen Aufenthalt des jungen Johann Sebastians (1695 - 1700) mit Stolz auf eine über 170jährige Bachtradition (1690 - 1863) verweisen. Der Begründer der großen Ohrdrufer Bachfamilie war Johann Christoph, der ältere Bruder Sebastians. Ohrdruf ist Teil der knapp 60 km langen Bach-Rad-Erlebnisroute. Nach dem Tod der Eltern in Eisenach kam Johann Sebastian zu seinem Bruder Johann Christoph (1671-1721), dem Organisten der St. Michaeliskirche und späterem Lehrer am hochangesehenen Lyceum Ohrdruf. Christoph war nicht nur Sebastians Vormund, sondern auch sein erster Klavier- und Orgellehrer. Damit legte er den musikalischen Grundstein für die späteren schöpferischen Leistungen des wohl bedeutendsten deutschen Musikers.

Technisches Denkmal TobiashammerIn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr die Stadt einen großen Entwicklungsschub ausgehend von der Porzellan- und Spielzeugindustrie, die Ohrdruf weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt machte. Carl Eduard Meinung erfand und produzierte hier ab 1865 das mit Echtfell überzogene Schaukelpferd. Weitere Firmen siedelten sich an und stellten Tiere aus Pappmaché, Pferdegespanne und Holzspielzeug her.

Kriegsgräbergedenkstätte bei Ohrdruf Puppen und Puppenteile aus Ohrdrufer Produktion der Firmen Kling & Co., Kestner & Co., Bähr & Pröschild, Alt, Beck & Gottschalk oder Kley & Hahn haben heute noch einen klangvollen Namen bei Puppen- und Spielzeugmuseen und Sammlern auf der ganzen Welt. Gemeinsam mit den Faschings- und Festartikelherstellern Franck & Co., und C. Hanf machten sie Ohrdruf neben Sonneberg und Waltershausen zum dritten großen Zentrum der Spielzeugherstellung in Thüringen.

Turm der St. MichaeliskircheAuch das Bauhaus hielt Einzug in die Geschichte Ohrdrufs durch die Herstellung von Stahlrohmöbeln des Bauhaus-Möbeldesigners Erich Dieckmann in den Fabriken des Spielwarenherstellers Carl Beck & Alfred Schulze. Ab 1906 wird der Übungsbetrieb auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf, östlich der Stadt, aufgenommen. Tausende Soldaten erhielten hier ihre militärische Ausbildung. Bereits im ersten Weltkrieg wurde auf dem Gebiet des Übungsplatzes ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet.

Hier wurde auch das traurigste Kapitel in der langen Geschichte der Stadt Ohrdruf geschrieben, als im Herbst 1944 die SS den Übungsplatz übernahm und hier ein Sonderlager Buchenwalds einrichtete. Als die us-Soldaten dieses Lager am 4. April 1945 befreiten, waren über 7.000 Menschen auf Grund der unbeschreiblichen Bedingungen im Lager umgekommen oder ermordet worden. Zwischen 1945 und 1989 war Ohrdruf russische Garnisonsstadt bis zum Abzug der russischen Soldaten. Nach der Wende 1989 hat die Stadt eine imposante Entwicklung genommen, nicht zuletzt durch die Schaffung des Gewerbegebietes ab Juli 1991.

Bis heute haben 32 Firmen ihre Tätigkeit im Gewerbegebiet aufgenommen, darunter deutschlandweit bekannte Betriebe. Die Stadt Ohrdruf umfasst seit 2020 neben der Kernstadt die Ortsteile Crawinkel, Gräfenhain und Wölfis mit zusammen ca. 9.600 Einwohnern. Sie ist erfüllende Gemeinde für Luisenthal.

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